Was ist AD(H)S
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Charakteristisch für diese Erkrankung sind folgende Hauptsymptome:
• Hyperaktivität (übersteigerter Bewegungsdrang)
• Unaufmerksamkeit (gestörte Konzentrationsfähigkeit)
• Impulsivität (unüberlegtes Handeln)
• Affektlabilität ( rasche und als sehr belastend wahrgenommene Stimmungsschwankungen)
Praktisch kann sich das folgendermaßen zeigen:
Sind sie vielleicht immer noch…
… fahrig, zerstreut und unkonzentriert?
… ungeduldig und hektisch?
… chaotisch und unorganisiert?
… jemand der sich schlecht zurücknehmen kann und immer wieder dazwischen quatscht?
… schusselig und oft trödelig?
… nicht in der Lage an einer Sache dran zu bleiben und sie konsequent durchzuziehen?
… streitlustig und oft explosiv?
… vergesslich bei allem und jedem?
… jemand, der nicht richtig zuhören kann und mit den Gedanken abschweift?
… jemand, der oft beim Lesen den Faden verliert und sich den Inhalt nicht merken kann?
… jemand der alles vor sich herschiebt?
… jemand der immer wieder in Tagträumen versinkt und geistig abwesend ist?
… schnell begeisterungsfähig ist, aber mit wenig Durchhaltevermögen?
… jemand der überempfindlich gegenüber Kritik ist, aber selber häufig ins Fettnäpfchen tritt?
… etc.etc.
Wenn Ihnen davon manches bekannt vorkommt, dann könnte auch Ihnen immer noch eine Aufmerksamkeitsstörung und eine mangelnde Impulssteuerung das Leben schwer machen.
Gerade von Erwachsenen erwartet man, dass sie gelernt haben sich zu steuern, dass sie ihre Emotionen im Griff haben, ihr Leben organisieren, ihre Dinge angemessen geregelt bekommen und sich genügend konzentrieren können.
Das schaffen natürlich auch viele. Aber es gibt auch Menschen, die es schwer damit haben und unglaublich viel Energie aufbringen müssen, um sich und ihren Alltag zu managen. Sie erleben immer wieder Frustrationen, obwohl sie sich tagtäglich bemühen ihre Schwierigkeiten in den Griff zu bekommen. Sie kennen ihre Defizite schon seit ihrer Kindheit. Nur hat jeder gehofft, dass sich das mit dem Eintritt in das Erwachsenenalter auswächst.
Mit genau diesem Denken wird aber all den Kindern, die unter einem ADS leiden, sehr unrecht getan.
„Reiß Dich doch mal zusammen!“ „Sitz doch endlich mal still!“
„Träum doch nicht immer!“ „Konzentriere Dich endlich!“
Kommt Ihnen das irgendwie bekannt vor?
Kennen Sie:
– Kinder, die durch Entwicklungsverzögerungen, ungewöhnliches Verhalten und Lernstörungen auffallen?
– Jugendliche, die wegen ihrer Konzentrations- oder Aufmerksamkeits- probleme nicht die Schulabschlüsse erreichen, die ihrer Intelligenz
entsprechen und deshalb auch Schwierigkeiten haben, eine Möglichkeit der Berufsausbildung zu finden?
„Du kannst doch, wenn Du willst!“ ist ein Satz den der Betroffene oft zu hören bekommt. Aber – ADS-Betroffene wollten, wenn sie nur könnten!
Wann und wo das Verhalten eines Kindes als auffällig betrachtet wird, hat verschiedene Gründe. Es gilt genau hinzuschauen! Nichts soll überbewertet werden. Dennoch ist es wichtig, einem Kind bei Problemen möglichst frühzeitig die nötige Hilfe zukommen zu lassen.
Als Erziehende ist es unsere Aufgabe, jedem Kind Liebe, Schutz und Unterstützung zu geben. Häufige Kritik und Ablehnung fördern Aggressionen und lassen AD(H)S-Kinder oft zerbrechen.
Es ist wichtig, dem Kind mit großem Einfühlungsvermögen und Herz Orientierungshilfen und Strukturen zu bieten. Das Kind muss nicht angepasst sein, aber lernen, sich anpassen zu können!
Um dem Kind diesen nötigen Halt gewährleisten zu können, ist es auch von Bedeutung, dass wir uns als Erziehende selbst reflektieren, stärken und vielleicht auch Unterstützung holen.
Die Symptome von AD(H)S können von Person zu Person variieren. AD(H)S ist nicht etwas das man entweder hat oder nicht hat, sondern es gibt einen allmählichen Übergang von leichten zu starken Symptomen. Auch sind die Symptome nicht nur phasenweise vorhanden, sondern über die Zeit stabil, also in der Regel ein Leben lang vorhanden.
AD(H)S ist allerdings kein Phänomen unserer modernen Zeit. Seit den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts beschäftigt sich die Wissenschaft intensiv mit der Erforschung von Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten der AD(H)S. Obwohl die Entstehungsursachen immer noch nicht vollständig geklärt werden konnten, weiß man heute, dass eine Funktionsstörung im Gehirn für die Verhaltensauffälligkeiten verantwortlich ist.
Bei Betroffenen ist in bestimmten Hirnabschnitten das sensible System der Botenstoffe, die Reize von einer Nervenzelle zur nächsten weiterleiten, ins Ungleichgewicht geraten. Dadurch werden ankommende Reize nicht ausreichend gefiltert, so das „ADHSler“ einer andauernden Reizüberflutung ausgesetzt sind.
Das wiederum erklärt, weshalb wir in unserer heutigen Zeit immer mehr von einem AD(H)S hören.
Durch die Schnelllebigkeit unserer Umwelt, immer mehr Reizen denen wir ausgesetzt sind- kann ein AD(H)S verstärkt werden.
In früheren Zeiten war es für“ ADHSler“ auch einfacher eine Nische für ihr Leben zu finden. Gerade im handwerklichen Bereich, der in unserer heutigen Zeit nicht mehr so gerne wahrgenommen wird, haben viele Betroffenen ihre Unruhe kompensieren können.
Grundsätzlich denke ich, dass wir in diesen teils hitzigen Diskussionen, weder auf der einen Seite, noch auf der anderen Seite „vom Pferd fallen “ dürfen.
Haben wir ein striktes „Nein“- dann wird manchen Kindern und auch Erwachsenen ein absolutes Unrecht angetan. Ihr Leben würde erheblich erschwert und manch einer würde weit unter seinen Möglichkeiten leben.
Wird ein AD(H)S zu schnell diagnostiziert, dann wird dem Betroffenen mit einer zu schnellen Tabletteneinnahme suggeriert das es gegen alles eine Pille gibt. Vielleicht käme diese Person mit einer anderen Behandlung viel besser in seine Lebensmöglichkeiten.
Fachleute gehen heute davon aus, dass mehrere Faktoren zusammen wirken müssen, damit es zu einer Beeinträchtigung kommt:
– genetische Faktoren (Vererbung)
– neurochemische Faktoren ( Störung im Neurotransmittersystem)
– pränatale Faktoren( Komplikationen während der Schwangerschaft)
– psychosoziale Faktoren (ungünstige Umweltbedingungen)
Es wird heute angenommen das Kinder mit einer unterschiedlichen Anfälligkeit für AD(H)S auf die Welt kommen. Diese Anfälligkeit trägt, in Kombination mit anderen Faktoren entscheidend dazu bei, ob sich beim Kind eine AD(H)S ausbildet und es diese mit ins spätere Erwachsenenalter übernimmt.
Grundsätzlich gilt, dass je früher das AD(H)S erkannt wird, es umso mehr Möglichkeiten gibt auch ohne Tabletteneinnahme, mit einer gezielten Verhaltenstherapie und Stärkung seiner Persönlichkeit, Erfolge zu erzielen.
Die wichtigsten Botenstoffe sind das Dopamin, das Serotonin und das Noradrenalin. Sie müssen in einem ausgeglichenen Verhältnis zueinander stehen, weil sie unterschiedliche Aufgaben haben.
- Das Dopamin sorgt dafür, dass unwichtige Informationen herausgefiltert werden, weil sie nur unnötigen Ballast bedeuten und den anderen Boten im Weg wären. Es steuert die Aktivität, den Antrieb und die Motivation.
- Das Noradrenalin sorgt dafür, dass alle Informationen, die für die Aufmerksamkeit wichtig sind, aufgenommen werden.
- Serotonin ist für die Stimmung und Impulskontrolle zuständig.
Ist zu wenig Dopamin vorhanden, dann werden Informationen und Befehle nicht mehr aussortiert. Umgebungsreize strömen nur schlecht gefiltert in das Gehirn ein, das Noradrenalin findet die Informationen, die weitergeleitet werden müssen, nicht mehr heraus und leitet auch Unwichtiges weiter. Im synaptischen Spalt herrscht Chaos, Informationen stauen sich und gehen teilweise verloren.
ADHS-Betroffene haben wohl genug Botenstoffe, nutzen diese aber nicht voll aus. Sie werden auf halbem Wege von Transporterproteinen aus dem synaptischen Spalt in die Nervenzelle zurückgezwungen. Ein Überangebot dieser Transporterproteine konnte von Prof. Klaus-Henning Krause (Friedrich-Baur-Institut an der Ludwig-Maximilians-Universität München) nachgewiesen werden.
Besonders gravierend ist dieses Problem beim AD(H)S in zwei Hirnbereichen:
• den Basalganglien im Zwischenhirn, die für die Steuerung unbewusster Bewegungen zuständig sind, und
• dem Stirnhirn, wo die Handlungsplanung abläuft.
Der Datenaustausch zwischen diesen beiden Hirnbereichen ist bei Menschen mit ADHS deutlich beeinträchtigt.
Da Noradrenalin aus Dopamin hergestellt wird, der Dopaminstoffwechsel aber gestört ist, liegt auch zu wenig Noradrenalin vor, das für die Aufmerksamkeit erforderlich ist. Überraschenderweise kann diese Fehlfunktion jedoch zeitweise kompensiert werden, und zwar, wenn „gute“ Gefühle im Spiel sind.
„Gute“ Gefühle wie Begeisterung für eine Sache, Freude oder Zuneigung aktivieren einen anderen Hirnbereich, das sog. limbische System, in dem unsere Gefühle „gemacht“ oder verstärkt werden. Bei „guten“ Gefühlen kann der ADHS-Patient, obwohl die Stoffwechselstörung in gleicher Weise weiterhin vorliegt, ausgezeichnete Leistungen erbringen.
• auffallend spontan,
• erstaunlich ideenreich,
• allgemein phantasievoll und kreativ,
• überwiegend sensibel,
• meistens hilfsbereit,
• extrem aktiv und beweglich und
• Neuem gegenüber aufgeschlossen.
Gerade diese positiven Wesenszüge bedeuten eine Chance für AD(H)S-Betroffene. Wenn Menschen mit AD(H)S an etwas sehr interessiert sind und man ihnen eine Chance gibt, sind sie sehr leistungsfähig.
Wesenszüge, die als Störung wahrgenommen werden:
• viele Flüchtigkeitsfehler
• große Probleme mit der Daueraufmerksamkeit
• scheint häufig nicht zuzuhören
• bringt Sachen oft nicht zu Ende
• häufig Probleme mit der Selbstorganisation
• große Abneigung und Widerwillen, sich länger geistig anzustrengen
• häufiges Verlieren und Verlegen
• ist oft durch äußere Reize leicht ab lenkbar
• ist im Alltag übermäßig vergesslich
• ständige Unruhe und Zappeln mit Händen und Füssen
• häufiges Aufstehen; Unfähigkeit, sitzen zu bleiben
• „innerlich wie von einem Motor angetrieben“
• übermäßiges Reden
• antwortet oft, bevor Frage vollständig gestellt wurde
• kann fast immer nur schwer warten, bis er/sie an der Reihe ist
Wesentliches Ziel ist, AD(H)S zu kontrollieren und nicht durch AD(H)S kontrolliert zu werden.
Die drei wichtigsten Säulen der AD(H)S-Behandlung sind:
• Psycho-/Verhaltenstherapie
• Einsatz von Medikamenten
• Veränderung des Umfeldes
Wie die Behandlung im einzelnen Fall aufgebaut wird, richtet sich vor allem danach, wie stark die Symptome ausgeprägt sind. Auch der Leidensdruck des AD(H)S-Betroffenen und seiner Familie spielt hier eine mitbestimmende Rolle.
- Informationen über die neurobiologischen Grundlagen von ADHS,
- Achtsamkeitsübungen trainieren und in den Alltag integrieren,
- Erlernen von Verhaltensanalysen im Selbstmanagement,
- Hilfestellungen bei Zeitplanung und Organisationsplanung
- Einführung in die Theorie der Gefühle und Übungen zur Emotionswahrnehmung,
- Impulskontrolle,
- Stress-Management,
- Umgang mit Sucht und Depression,
- Information über Medikamente gegen AD(H)S und schließlich,
- Selbstachtung
Partner und Familienmitglieder beziehe ich gerne mit ein.
Themen die bei den Eltern behandelt werden sind folgende:
- Sekundärstörungen – das Kind verstehen
- Kommunikation
- Rituale
- Grenzen setzen
- Regeln einhalten
- Freizeitgestaltung
- Medikation
- Geschwister
- KG / Schule/ Hausaufgaben
- Selbstvertrauen / Selbstreflexion
- Umgang mit Plänen und Belohnungssystemen